Interview auf dem Blog von Zooplus

zoolove hilft: Interview mit dem “Omihunde-Netzwerk”


Bald ist es soweit: Ab Mitte November dürfen Sie abstimmen, wer Empfänger der nächsten zoolove-Spende sein wird. Hierzu stellen wir Ihnen jetzt schon Tierschutzvereine vor, die Ihre Spende im Sinne der Tiere einsetzen!
Im Tierschutz werden ältere Tierhalter leider oft stiefmütterlich behandelt und auch die Vermittlung von Seniorentieren gestaltet sich in den meisten Fällen schwierig. Das Omihunde-Netzwerk hat es sich zur Aufgabe gemacht, ältere Hunde und Tierhalter zu unterstützen. Wir haben mit Heike Thiel vom Omihunde-Netzwerk über die Vorteile eines “dezentralen Gnadenhofs” und das Leben mit älteren Tieren gesprochen.

Foto: Omihunde-Netzwerk

Foto: Omihunde-Netzwerk

Sehr geehrte Frau Thiel, mit dem Omihunde-Netzwerk möchten Sie ältere Tiere und Tierhalter unterstützen. Sie übernehmen alte Hunde in Not und arbeiten primär mit privaten Pflegestellen. Seit 2010 betreiben Sie auch einen Gnadenhof. Das hört sich nach einer erfüllenden, aber anstrengenden und finanziell aufwendigen Tätigkeit an… Was hat Sie persönlich bewegt, sich für das Omihunde-Netzwerk zu engagieren?
In meiner früheren Tierschutzarbeit habe ich erlebt, dass die alten Hunde sehr schlechte Vermittlungschancen hatten einerseits und dass ältere Menschen andererseits häufig brüsk von Tierschützern als Adoptanten abgelehnt wurden. Deshalb haben wir 2010 das Omihunde-Netzwerk gegründet. Damals dachten wir noch, wir würden den Großteil der aufgenommenen Hunde weitervermitteln. Die Praxis hat uns eines Besseren belehrt, denn aus vielen Vermittlungshunden wurde nach längerer Pflegezeit dann doch ein Dauerpflegi, denn wir wollten nach längerer Pflege den sehr alten Hunden keinen erneuten Wechsel zumuten oder die Hunde stellten sich als so krank heraus, dass sich kaum jemand als Adoptant finden ließ. Der Sonnenhof entstand 2013 nach meinem Umzug, als ich hier Platz für mehr Hunde hatte. Leider mussten wir immer wieder Hunde aus der Vermittlung zurücknehmen oder auch Hunde aus Pflegestellen übernehmen, die sich dort als sehr betreuungsaufwändig oder schwierig gezeigt hatten. Manche Hunde sind auch schlicht mit einem normalen Familienalltag überfordert, müssen ständigen Gartenzugang haben oder schnappen aus Unsicherheit.

Sie beschreiben das Omihunde-Netzwerk als “dezentralen Gnadenhof”. Wie dürfen wir uns dies vorstellen?
Durch unsere Dauerpflegehunde, die bis ans Lebensende in unseren Pflegestellen wohnen, hat sich unser Verein von der Vermittlung hin zu einer Art Gnadenhof auf vielen Stellen entwickelt. Wir haben ständig über 30 Hunde in der Dauerpflege. Der Sonnenhof ist ein wichtiger Teil dieser Arbeit, hier leben zurzeit 9 Vereinshunde.

Foto: Omihunde Netzwerk

Foto: Omihunde Netzwerk

Wie sieht es mit der tierärztlichen Behandlung aus? Diese nimmt bei der Betreuung älterer Tiere wahrscheinlich einen wichtigen Posten ein!
Unsere Hunde werden alle bei Übernahme erstversorgt und gründlich durchgecheckt inklusive Geriatrischem Blutbild und Herzultraschall, wenn Anzeichen für ein Herzthema vorliegen. Tatsächlich sind wir erschüttert, in welch schlechtem Versorgungszustand viele Hunde bei uns ankommen. Die meisten unserer Schützlinge benötigen dringend Versorgung in Form von Zahnsanierungen, Spezialfutter, Herzmedikamenten, Schilddrüsenunterstützung, Kastration wegen Hodenproblemen und und und. Oft wurden uns diese Hunde von ihren früheren Haltern als „pumperlgesund“ gemeldet. Viele unserer Hunde sind Dauerpatienten beim Tierarzt. Insofern kann man unsere Arbeit wirklich nicht vergleichen mit anderen Tierschutzvereinen, die Tiere aufnehmen, versorgen und weitervermitteln. Wir sorgen dauerhaft für unsere Schützlinge.
Foto: Omihunde Netzwerk

Foto: Omihunde Netzwerk

Sie vermitteln unserer Informationen auch an ältere Tierfreunde. Was macht Senioren Ihrer Meinung nach zu guten Tierhaltern?
Senioren haben viel Zeit für ihre Tiere, unsere Adoptanten sind in der Regel erfahrene Hundehalter, die keine großen Ansprüche an ihr Tier stellen und einen ruhigen, geregelten Tagesablauf haben. Sie erwarten keine sportlichen Höchstleistungen, sondern sind bereit, sich auf ein älteres Tier einzustellen und „gemeinsam mit ihm alt zu werden“.

…und nun zu den älteren Tieren. Viele Tierfreunde scheuen sich, ein Seniorentier bei sich aufzunehmen. Doch gibt es Ihrer Meinung nach gute Gründe dafür, sich für ein erfahrenes Tier zu entscheiden?

Eindeutig! Ältere Hunde sind aus dem Welpen- und Flegelalter heraus. Unsere Hunde haben vorher ja in Familien gelebt, müssen daher nicht erst das Benehmen in einer Wohnung lernen, sind meist stubenrein und gut sozialisiert. Sie haben keine Ängste vor normalen Alltagssituationen. Wir arbeiten ja wirklich mit richtig alten Hunden ab 10 Jahre aufwärts. Auch diese Hunde haben Hilfe in der Not verdient und sind erstaunlich flexibel und lassen sich wunderbar auf neue Menschen ein. Sie sind anhänglich und lernfähig, so dass man auch mit ihnen noch viel erleben kann.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!


Hier geht es zur Original-Veröffentlichung