Die Knallerei geht los - Sicherheit geht vor - Hunde bitte auch Silvester nicht alleine lassen

So sehr wir alle uns aufs neue Jahr freuen, viele Hunde finden diese Zeit mehr als anstrengend, ja sogar grauenvoll. Aufgrund neuer Verordnungen sind jetzt deutlich größere und damit auch lautere Böller als in den Vorjahren erlaubt. Bitte achten Sie unbedingt auf die Sicherheit Ihrer Hunde und führen Sie Ihre Hunde konsequent an der Leine, auch wenn sie sonst lässig frei laufen können. Bitte weiterlesen....

Hier noch der Text der engagierten Hundetrainerin Diana Drewes zum Thema:

 

Aus gegebenem Anlass, fühle ich mich genötigt noch einen weiteren kurzen Newsletter vorm Jahreswechsel heraus zu geben.

Wie ich im Internet erfahren habe, wurden „durch eine Angleichung der Gesetzeslage in der EU 2011 die strengen deutschen Gesetze für Feuerwerksbatterien gelockert. Der Grenzwert für die maximale Menge an Sprengmasse wurde verdreifacht. Es ist daher an Silvester mit deutlich lauteren Böllern und mehr Lärm zu rechnen. Schlimmere Unfälle durch Feuerwerkskörper werden befürchtet. „ (Zitat Pressemitteilung ggtm.de)

 

Nicht nur in dieser Presse-Mitteilung, sondern überall sind gerade wieder Beiträge zu lesen, dass man seinen Hund bei Angst auf keinen Fall trösten darf, weil man die Angst dadurch nur verstärken würde.

Hier sei nun gesagt: „DAS IST QUATSCH!“

Niemand käme (hoffentlich) auf die Idee, sein Kind Silvester zu ignorieren, wenn es hochgeschreckt von einem Böller auf dem Balkon weinend im Wohnzimmer steht.

Warum nur ist es bei Hunden dann so selbst verständlich?

 

Ja, es ist überall zu lesen. Aber nein, niemand kann wissenschaftliche Studien nennen, in denen das erwiesen wurde.

Man kann Emotionen (und Angst und Panik sind solches) nicht belohnen und somit verstärken. Das würde voraus setzen, dass der Hund (oder auch Mensch) bewusst Angst haben kann, quasi auf Signal.

Kann jemand von Euch ernsthaft auf Knopfdruck Angstschweiss und erweiterte Pupillen, zitternde Stimme und was sonst noch dazu gehört „einschalten“? Natürlich inkl. aller messbaren Werte der beteiligte Hormone und Co.

Nein?

Hm... Verstärkung heisst aber, dass ein sich lohnendes VERHALTEN häufiger gezeigt wird. Das bedeutet, der Hund zeigt ganz bewusst eine Handlung erneut, um einen Vorteil daraus zu ziehen.

Wenn nun aber eine Angstreaktion gar kein bewusstes Verhalten ist, wie kann der Hund es dann bewusst zeigen? (kleine Denkpause)

 

Was wir mit den Emotionen tun können, ist sie zu verändern. Wir können negative Emotionen noch weiter verschlechtern oder sie verbessern durch gute Stimmung.

 

Ein Beispiel aus der Praxis:

 

Stellt Euch vor, ich hätte panische Angst vor Mäusen. Wann immer ich sie sehe, springe ich schreiend reflexartig (!) auf vorhandene Anhöhen.

Wenn nun mein Mann todesmutig *g* immer die Maus sofort einfängt (natürlich mit einer Lebendfalle), geht es mir sofort wieder entsprechend gut. Mein Körper braucht natürlich noch eine Weile, sich aus der Alarmbereitschaft wieder zu beruhigen.

Der landläufigen Meinung nach, hat mein Mann mein Verhalten also verstärkt und ich müsste in Zukunft noch mehr Angst vor Mäusen haben oder noch stärker auf sie reagieren.

Ist dem wohl so? (Denkpause)

Wenn mein Mann sich jetzt aber bemühen würde, mir jedesmal meine „Rettende Zuflucht“ wegzuziehen, während ich versuche drauf zu springen und auch noch sagen würde „die tun doch gar nix, stell dich nicht so an“ – wie würde es mir dann wohl gehen?

Nach der landläufigen Meinung hat er meine Angst ignoriert, es müsste also besser werden. Aber tut es das wirklich?

NEIN! Im Gegenteil! Nun habe ich nicht nur Angst vor Mäusen, sondern auch noch eine kaputte Beziehung, weil ich meinem Mann nicht mehr vertrauen kann!

 

Das kann nicht das Ziel mit unseren Hunden / Fellkindern sein!

 

Was also kann man tun?

 

Zuerst einmal: für den Hund da sein. Wenn er Nähe zu seinen Menschen sucht, sollte er sie unbedingt auch bekommen – vor allem um Mitternacht, wenn es wirklich los geht.

 

Hunde, die durch Vortraining einen Entspannungsduft kennen, sollten diesen in der Nähe haben. So kann der Hund entscheiden, ob er ihm helfen soll oder nicht.

 

Wenn Eure Hunde gerne gestreichelt werden, dann ist jetzt der Zeitpunkt für ausgiebige Massagen oder Streicheleinheiten. Aber bitte beobachtet die Hunde dabei. Nicht jeder Hund findet das toll.

 

Wenn die Hunde noch fressen können, kann man ihnen kurz vor Mitternacht einen gefüllten Kong hin geben, so dass sie hoffentlich über den stärksten Lärm beschäftigt sind.

Das heisst aber nicht, dass wir sie dann allein damit lassen können, während wir draussen sinnlos unser Geld verballern!

 

Eine Möglichkeit ist auch, für jeden Böller / Rakete ein Leckerlie zu verfüttern. Klassischer Konditionierung sei Dank, werden die Geräusche dann eine Ankündigung für Futter und wir befinden uns im Bereich der Emotions-Veränderung zum Positiven.

Das eignet sich besonders für Welpen, die noch gar keine Erfahrung mit solchen Geräuschen machen konnten.

 

Für die panischen Hunde hilft dann evtl. noch Jalousien ganz zu ziehen und ruhige Musik einschalten, möglichst so laut, dass sie gegen die Außengeräusche gegenan kommen.

 

 

Es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, wie z.B. Bachblüten, Körperbandagen und Co. Das meiste jedoch muss man früher anwenden.

 

Mir ging es hier auch nicht um „schnelle Tipps für einen entspannten Partyabend“, sondern darum Euch aufzuzeigen, wie viel Schaden man anrichten kann, wenn man Angst seines Hundes (egal, ob Silvester oder sonst wann) ignoriert.

 

Bitte lasst sie nicht im Stich!

 

Danke, im Sinne der Hunde!

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Kommentare: 1
  • #1

    Nicola Spengler (Freitag, 30 Dezember 2011 15:08)

    Hunde sind keine Menschen(Kinder). Sie entsprechend vollkommen gleich zu behandeln wäre falsch. Kein Alphatier käme auf die Idee, seine Rudelmitglieder zu trösten! Sie zu beschützen - ja! Sie vor Gefahren in Sicherheit bringen und dafür sorgen, dass die gefährlichen Raketen sie nicht erreichen können - ja! Aber trösten, heißt streicheln, kuscheln, beruhigen - nie!
    Es geht nicht darum, dass Angstverhalten nicht zu verstärken, was ja wie oben beschrieben, eh nicht möglich ist, sondern darum, dem Hund durch Zureden und den typisch tröstenden Tonfall bei Sätzen wie "Ist ja alles gut, musst doch keine Angst haben!" nicht ungewollt zu signalisieren, "Oh oh, den Ton kenne ich, irgendwas ist im Busch, es gibt tatsächlich Grund zur Sorge!" und die Angst (nicht das AngstVERHALTEN) somit zu verstärken.
    Im Gegenteil soll sich ein fähiger Rudelführer selbstbewusst, stark und souverän verhalten, dem Hund so zeigen, dass die Lage völlig unter Kontrolle ist und es keinen Grund zur Angst gibt. Dass körperliche Nähe dazu beiträgt, denke ich auch, ebenso wie o.b. Schutz, aber kein Trösten im Sinne, wie wir es bei unseren Kindern tun, durch Streicheln und Hätscheln und gutem Zureden.
    Es geht also darum, unseren Gunden keiner Gefahr auszusetzen, auch nicht dem kleinsten Knallerchen, sie niemals alleine zu lassen, sondern sie in unserer Nähe zu haben - auch, wenn das bedeutet, dass man selbst auf die Knallerei verzichten und Abstand halten
    muss - und ihnen ansonsten durch souveränes, selbstbewusstes, entspanntes Verhalten zu signalisieren, "Hey, ich hab alles im Griff! Du kannst entspannen!"

    Dass es sicherlich einige besondere Problemfälle gibt, die möglicherweise nicht auf ein beruhigendes Mittel oder die drastische Abschottung von allen silvesterlichen Knallern (Autobahnfahren soll so manchem Hund(der kein Problem mit dem Autofahren an sich hat) geholfen haben) verzichten können